Brap!
Letzter Realreport aus dem GasDOmeter... |
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Ja, heute war es soweit....Drum trafen Wound, Dyango, der Dirch und die Lärmbüchse zur Mittagsstunde zusammen, um sich auf das letzte Geleit des Gasometers der Kokerei Hansa zu begeben. In einer Schneepause fuhren wir zum angestrebten Gebiet, fragten nach dem Aufenthaltsgebiet für Gucker und folgen denn ca. eine halbe Stunde - durch nun wieder einsetzendes Schneetreiben – der Kette fieswarnwestentragender Sicherheitsbeauftragter: Es glich einer Schnitzeljagt, einmal um das Fabrikgebiet herum zur gegenüberliegenden Seite. Statt Pfeile mußten wir Wachposten finden, um zum Ziel zu finden. Dort angekommen erblickten wir „die Plattform“, auf welcher der Aufenthalt legal war. Was absolut unser aller Zeitnatur widersprach: Wir waren über eine Stunde zu früh. Also heiß es positionieren, um Vorteil aus der Wartezeit zu schlagen. Wir entschlossen uns, nach Testguck auf einem Hügel, für eine Stelle an vorderster Front. Dort bauten wir das Stativ für die Kamera auf, um diesen Platz zu sichern. Bereits auf dem Weg, stellten wir fest, daß dem GasDom bereits sprengvorbereitende Lücken zugeführt wurden, wohl der gewünschten Fallrichtung wegen. Die Überpünklichkeit wurde uns langsam zum temperaturalen Verhängnis – tja, „Wer zu früh kommt, den bestraft das Leben!!“. Die kalten Füße war das eine nervende, das andere die Schwätzhorste neben uns. Und ein Tamagochi (schreibt man dies so?), es gibt sie noch/wieder. Nun ja, wir richteten langsam die Kamera ein, und das Mirco aus. Ich fing noch jeden möglichen Blick auf das GasDOmeter ein. Es war so nah, innerhalb von 3 Minuten, könnte man darin stehen und schreien...das hätte ich am liebsten getan. Die Füße waren für Zeitbeschleunigung, die Augen für Zeitstillstand. Folter!!! Und was wäre es göttlich gewesen, wenn die Menschen nicht so eine unsägliche Jahrmarktsstimmung verbreitet hätten. Die Stunde verging. Eine Durchsage per Megaphon, der bevorstehende Countdown leitet die Sprengung ein...Die Sirene...5...4...3...2...1.....Lautlos quillt eine Staubwolke aus den Öffnungen. Es scheint unwahr, wie im Traum ohne Ton...Dieser Moment versetzt mir sofort einen Stich und drückte einen Kloß in den Hals...nun kommt die Tonwelle... Der unvergleichliche Klangkörper stößt seinen ebenso einzigartigen letzen Schrei heraus...Ein gewaltiger Schrei, gefolgt von seinem unwiderstehlichen ausatmenden Echo...Dieser Klang drückt einfach Tränen in die Augen...Denn noch während der Klang der Explosion verharrt, stürzt das GasDOmeter in sich zusammen – einfach so...Und nun kommen die letzen Klänge von in sich faltendem Stahl, bis schließlich auch der letzte Hall entweicht...Ich muß sagen, ich fand in diesem Moment nichts auch nur irgendwie annähern schön. Es war häßlich, unverständlich und grausam. Kaum war sie gefallen unsere wunderschöne Klangdose, brach das Volk in Applaus und Jubel aus...Und machte sich sofort auf den Weg, die Überreste des gestürzten Monsters zu betrachten...Für sie war die Sensation, so einen Stahlkoloß explodieren zu sehen, den Knall zu hören, einer legalen und organisierten Zerstörungszeremonie beizuwohnen. Für uns war es die Sensation, einen solchen beeindruckenden Klangkörper gefunden und mit seinem absolut berauschenden Klang und Hall beschenkt worden zu sein. Er war zwar nicht der letzte seiner Art, aber unser erster und keiner weiß, ob und wie es möglich sein wird, irgendwann noch einmal in einer solchen Büchse spielen zu dürfen. Nun machten wir uns los, dem Kadaver näher zu treten, um auch dies festzuhalten...der bekannte Geruch strömte in die Nase. Doch ehrlich gesagt, bei den Aufnahmen des lebenden Objekts, war ich berauscht von Glück, beeindruckt von der Optik, dem Licht, der Atmosphäre, der Lebendigkeit – nun kam ich mir eher vor, wie ein Berichterstatter nach der Katastrophe. Doch Schock sei Dank, war die neue Perspektive und „Architektur“ dieses Halldoms erst mal so unwirklich und falsch, daß ich filmen konnte. Ich sitze hier beim Schreiben, und höre Aufnahmen aus ihm...das ist hart, denn nun – alleine – wir erst wirklich klar: das wars, dieses Kapitel ist abgeschlossen und somit der VerundBearbeitung freigegeben!!!...ungefähr vor einem halben Jahr entdeckte ich das GasDOmeter. Es war Sommer, es war warm und ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet...Es war ein wundervolles halbes Jahr, mit prägenden Erfahrung...ein unbeschreibliches Glück...Und so hoffe ich in den Bildern und Klängen der heutigen Aufnahmen auch bald viel Schönes entdecken, denn sie hat sich, ungewollt und sehr gewaltig verabschiedet unsere Klangdose...und ich werde wohl immer ein Stück traurig sein, wenn ich diese Aufnahmen sehen werde...Doch bei dieser Klangrauscherfahrung lohnt es sich...DANKE!!!
Lärmbüchse - 17. Dez, 23:27
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kl4ng - 18. Dez, 16:07
Menschen |
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und ihre Farben.
Ich stehe neben Dir im Geiste, liebe Lärmbüchse und umarme Dich. Ich danke für diese traurige Berichterstattung die mein Herz zum reissen brachte. In vielerlei Hinsicht es traurig ist. Deine Worte zeigten mir wieder auch wieder einmal den Unterschied und die Wege der Wahren Menschen und der Veränderten Menschen. (Für alle die keinen Schimmer davon haben: Aboriginie Kulutur und Glaube basiert zum grossen Teil auf dieser Philosophie.) Ich habe den Fall in einer mehr als ekelhaften, den Sprengmeisterrühmenden Berichterstattung, in der aktuellen Stunde gesehen. Trauriger Fall einer SMOkl4ng Liebe. Ich hätte nicht dabeistehen können. Ich wollte es auch nicht im Fernsehen sehen. Für mich wird er immer in der Erinnerung bleiben wie er zu seinen Lebzeiten war. Stolz, stark und mächtig und vor allem erfüllend. Im übrigen... er ist 100m hoch und 80m breit. Auf wiedersehen Du mich glücklichmachende Glocke. kl4ng |
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Wound - 18. Dez, 18:23
Die aktuelle StundeIch muß sagen, ich fand die Berichterstattung der aktuellen Stunde gar nicht so schlecht, da sie sich zunächst einer eigenen Wertung enthielt, dann dem Thema "Sprengung des Gasometers" den Tagesablauf der Sprengmeister widmete und dann jedoch auch den Menschen, denen unsere geliebte Dose etwas bedeutet hat eine Stimme verlieh, was die Moderatorin dann auch nocheinmal betonte. Auch wenn es nur kurze Momente waren, als der alte Herr, von einem "Stich ins Herz" sprach und der Dom in seiner blau-rostigen Strahlenaura noch ein letzes mal sein Dach von innen präsentieren durfte, vielleicht hat es ja was genützt und irgendwer, der verhindern kann, daß sämtliche stillgelegte Industrieanlagen einfach plattgewaltzt werden, hat gesehen, welche Schönheit es in den Landschaften aus vermeintlichem Schrott zu entdecken gibt.
Die Berichterstattung entsprach 100% der Atmosphäre, die um uns herum herrschte. Abgesehen von der noch intensiveren Wahrnehmung der Distanz, die viele der Zuschauer und vor allem die Fotographen zu dem "Objekt", das da vernichtet wurde, hatten. Dirch, Lärmbüchse, DyanGo und ich hörten, wie vermultich nicht ein einziger der anderen Anwesenden, wie der GasDOmeter getroffen vom tödlichen Schlag, ein letztes Mal tief von innen heraus seinen ganz eigenen Bass sang und uns mit weit geöffnetem Rachen seinen letzen Atem entgegen blies, bevor er sich sanft für immer schloß. Ich wußte zunächst mal nicht, wohin mit mir. Ich sah, daß es Lärmbüchse ganz genauso ging. Mein Geist startete langsam das Notfallprogramm. Es mußten Bilder gesammelt werden. Kriegsberichterstattung. Die Welt muß den Kontrast zu sehen bekommen, zwischen einem beseelten Gebäude und einem haufen Schrott, zu dem sie es durch ihre Ignoranz gemacht haben. Dirch machte den nächsten Schritt und setzte unser Trio in Richtung Sterbebett in Bewegung. Teile von dem, was wir dort gesehen haben, als die Schneeflocken um die zersprungenen Stahlwände tanzten, und der eisige Wind unsere Kamerahände marterte werdet ihr irgendwann sehen können. Das Erlebte des halben Jahres aber bleibt lebendig durch das Glück, das wir im akustischen Wellenbad des großartigen GasDOmeters erfahren durften und die Gemeinschaft, die das DOrtsein, zu etwas noch außergewöhnlicherem gemacht hat. Die DOse ist tot! Es lebe das Pottschrottdängeln! |
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Der Tod des Doms
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