Samstag, 17. Dezember 2005

Brap!

Letzter Realreport aus dem GasDOmeter...

Ja, heute war es soweit....Drum trafen Wound, Dyango, der Dirch und die Lärmbüchse zur Mittagsstunde zusammen, um sich auf das letzte Geleit des Gasometers der Kokerei Hansa zu begeben. In einer Schneepause fuhren wir zum angestrebten Gebiet, fragten nach dem Aufenthaltsgebiet für Gucker und folgen denn ca. eine halbe Stunde - durch nun wieder einsetzendes Schneetreiben – der Kette fieswarnwestentragender Sicherheitsbeauftragter: Es glich einer Schnitzeljagt, einmal um das Fabrikgebiet herum zur gegenüberliegenden Seite. Statt Pfeile mußten wir Wachposten finden, um zum Ziel zu finden. Dort angekommen erblickten wir „die Plattform“, auf welcher der Aufenthalt legal war. Was absolut unser aller Zeitnatur widersprach: Wir waren über eine Stunde zu früh. Also heiß es positionieren, um Vorteil aus der Wartezeit zu schlagen. Wir entschlossen uns, nach Testguck auf einem Hügel, für eine Stelle an vorderster Front. Dort bauten wir das Stativ für die Kamera auf, um diesen Platz zu sichern. Bereits auf dem Weg, stellten wir fest, daß dem GasDom bereits sprengvorbereitende Lücken zugeführt wurden, wohl der gewünschten Fallrichtung wegen. Die Überpünklichkeit wurde uns langsam zum temperaturalen Verhängnis – tja, „Wer zu früh kommt, den bestraft das Leben!!“. Die kalten Füße war das eine nervende, das andere die Schwätzhorste neben uns. Und ein Tamagochi (schreibt man dies so?), es gibt sie noch/wieder. Nun ja, wir richteten langsam die Kamera ein, und das Mirco aus. Ich fing noch jeden möglichen Blick auf das GasDOmeter ein. Es war so nah, innerhalb von 3 Minuten, könnte man darin stehen und schreien...das hätte ich am liebsten getan. Die Füße waren für Zeitbeschleunigung, die Augen für Zeitstillstand. Folter!!! Und was wäre es göttlich gewesen, wenn die Menschen nicht so eine unsägliche Jahrmarktsstimmung verbreitet hätten. Die Stunde verging. Eine Durchsage per Megaphon, der bevorstehende Countdown leitet die Sprengung ein...Die Sirene...5...4...3...2...1.....Lautlos quillt eine Staubwolke aus den Öffnungen. Es scheint unwahr, wie im Traum ohne Ton...Dieser Moment versetzt mir sofort einen Stich und drückte einen Kloß in den Hals...nun kommt die Tonwelle... Der unvergleichliche Klangkörper stößt seinen ebenso einzigartigen letzen Schrei heraus...Ein gewaltiger Schrei, gefolgt von seinem unwiderstehlichen ausatmenden Echo...Dieser Klang drückt einfach Tränen in die Augen...Denn noch während der Klang der Explosion verharrt, stürzt das GasDOmeter in sich zusammen – einfach so...Und nun kommen die letzen Klänge von in sich faltendem Stahl, bis schließlich auch der letzte Hall entweicht...Ich muß sagen, ich fand in diesem Moment nichts auch nur irgendwie annähern schön. Es war häßlich, unverständlich und grausam. Kaum war sie gefallen unsere wunderschöne Klangdose, brach das Volk in Applaus und Jubel aus...Und machte sich sofort auf den Weg, die Überreste des gestürzten Monsters zu betrachten...Für sie war die Sensation, so einen Stahlkoloß explodieren zu sehen, den Knall zu hören, einer legalen und organisierten Zerstörungszeremonie beizuwohnen. Für uns war es die Sensation, einen solchen beeindruckenden Klangkörper gefunden und mit seinem absolut berauschenden Klang und Hall beschenkt worden zu sein. Er war zwar nicht der letzte seiner Art, aber unser erster und keiner weiß, ob und wie es möglich sein wird, irgendwann noch einmal in einer solchen Büchse spielen zu dürfen. Nun machten wir uns los, dem Kadaver näher zu treten, um auch dies festzuhalten...der bekannte Geruch strömte in die Nase. Doch ehrlich gesagt, bei den Aufnahmen des lebenden Objekts, war ich berauscht von Glück, beeindruckt von der Optik, dem Licht, der Atmosphäre, der Lebendigkeit – nun kam ich mir eher vor, wie ein Berichterstatter nach der Katastrophe. Doch Schock sei Dank, war die neue Perspektive und „Architektur“ dieses Halldoms erst mal so unwirklich und falsch, daß ich filmen konnte. Ich sitze hier beim Schreiben, und höre Aufnahmen aus ihm...das ist hart, denn nun – alleine – wir erst wirklich klar: das wars, dieses Kapitel ist abgeschlossen und somit der VerundBearbeitung freigegeben!!!...ungefähr vor einem halben Jahr entdeckte ich das GasDOmeter. Es war Sommer, es war warm und ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet...Es war ein wundervolles halbes Jahr, mit prägenden Erfahrung...ein unbeschreibliches Glück...Und so hoffe ich in den Bildern und Klängen der heutigen Aufnahmen auch bald viel Schönes entdecken, denn sie hat sich, ungewollt und sehr gewaltig verabschiedet unsere Klangdose...und ich werde wohl immer ein Stück traurig sein, wenn ich diese Aufnahmen sehen werde...Doch bei dieser Klangrauscherfahrung lohnt es sich...DANKE!!!

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